Montag, 31 Januar 2022 12:00

Der "Chef" ist tot. Leo Verhülsdonk starb im Alter von 94 Jahren.

Leo Verhülsdonk, langjähriger Pfarrer der Gemeinde St. Antonius in Wiesdorf, hat 1957 die St. Antonius-Ferienfreizeiten ins Leben gerufen. Im Nachkriegsdeutschland, dass teilweise immer noch in Scherben lag, gab er so jungen Menschen die Möglichkeit, bezahlbare Ferien in einer Gemeinschaft Gleichaltriger zu erleben. Die schönsten Gegenden in Deutschland und im angrenzenden Ausland wurden Ziel der Abenteuerferien.

Schon zu Lebzeiten war Leo, wie er in den letzten Jahren von allen genannt werden wollte, eine echte Legende. Tausende Kinder und Jugendliche aus Leverkusen und Umgebung sind mit ihm schon ins Zeltlager gefahren. Die damaligen Zeltlagerteilnehmer erinnern sich gerne an seine besondere Art der Personenbeförderung. Im Dänemark-Zeltlager war der Weg zum Strand relativ weit. Wie die Ölsardinen quetschte Leo die Teilnehmer in seinen VW-Käfer und auch in den Anhänger. So konnten mit einer Tour dreißig Kinder befördert werden. Auch 1972 in Österreich staunten die Passanten nicht schlecht, als dutzende Kinder am Hintersteiner See bei Scheffau aus dem Anhänger purzelten.

Leo war zudem ein begeisterter Radfahrer. Bis zum Nordkap im äußersten Norden Norwegens hat er Touren unternommen. Noch im Alter von über achtzig Jahren hat er sich oft in den Abendstunden während des Zeltlagers aufs Rad geschwungen und sich durch die Berge der Provence gequält.

Das Zeltlager war Leos Leben. Seinen 90. Geburtstag verbrachte er im Frühjahr 2017 mit dem Arbeitstrupp der Jugendförderung St. Antonius auf unserem Zeltplatz in St. Julien de Peyrolas. Die Vorbereitungen des Sommerzeltlagers waren ihm wichtiger. Stundenlang schob er den knatternden Rasenmäher über das Gelände und beteiligte sich mit der Astschere bewaffnet an den notwendigen Grünschnittarbeiten. 

Nach der Hochwasserkatastrophe 2018 wäre Leo gerne im darauffolgenden Jahr mit nach Ratzeburg gefahren. Leider waren auf diesem Zeltplatz keine Wohnwagen gestattet. Mit über neunzig Jahren wollte er nicht mehr im Zelt auf einem Feldbett schlafen. Die coronabedingten Ausfälle des Zeltlagers in den letzten beiden Jahren bedauerte Leo sehr. Als wir ihm vor ein paar Wochen mitteilten, dass wir nun am 4. Februar die Anmeldungen für das Ferienlager in Flossenbürg ausgeben, war er hocherfreut.

Es ist schade, dass Leo den Neustart des Zeltlagers nicht mehr erleben kann. Wir hoffen, dass wir die von ihm vor über sechzig Jahren begonnene Arbeit noch lange fortführen können.

 

Letzte Änderung am Montag, 31 Januar 2022 16:34
   

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